Über den Ausgang aus der informatischen Unmündigkeit

Prof. Dr. Ludger Humbert, Lehrer, Dozent und Informatikdidaktiker an der Uni Wuppertal, fordert von den Schulen mehr digitale Aufklärung. „Wir dürfen unsere Kinder nicht ohne Allgemeinbildung in Informatik durch die Schulzeit bringen“, meint er im Interview mit „Digital Heartland“.

Die Informatik wird von den meisten Leuten als typisches Oberstufenfach gesehen. Wie ist die Situation in NRW?

Die Informatik ist in der gymnasialen Oberstufe ein altbekanntes und gut eingeführtes Fach. Es ist sogar schon seit 1969 im Fächerangebot enthalten. Sowohl die Lehrer als auch die Schulbehörden können auf eine sehr lange Erfahrung mit dem Fach zurück blicken. Deshalb gibt es auch seit geraumer Zeit eine spezielle Lehrerausbildung für dieses Fach. Es wird nicht nur von weitergebildeten, eigentlich fachfremden Leuten unterrichtet.

Das klingt ja sehr positiv. Ist an den Oberstufen im Land also alles in Ordnung mit dem Informatikunterricht?

Leider haben sich die Rahmenbedingungen nicht verbessert. Informatik ist im mathematisch-naturwissenschaftlichen Aufgabenfeld nicht mit den anderen Fächern gleichgestellt. Es ist lediglich Zweitfach, wie in der Anfangszeit, als von Digitalisierung noch keine Rede war. Das bedeutet also, dass Schülerinnen und Schüler Informatik nicht als erste Naturwissenschaft wählen dürfen.

Es hat deshalb einen schweren Stand in den Schulen. Oft schaffen es nur große Gymnasien das Fach regelmäßig als Leistungskurs anzubieten. Die zentrale Forderung der Gesellschaft für Informatik ist: Das Fach muss den anderen MINT-Fächern gleichgestellt werden. Sonst kann eigentlich von MINT keine Rede sein, das „I“ ist nicht ausreichend repräsentiert.

In der Unter- und Mittelstufe sieht die Lage ja noch schlechter für die Informatik aus. Fehlen da nicht oft die Grundlagen für das Fach?

Richtig, es gibt leider kein Pflichtfach für die Sekundarstufe I. Es gibt lediglich ein paar Initiativen von Realschulen oder Gymnasien, einen schulinternen Unterricht mit eigenen Lehrplänen anzubieten. Das reicht aber nicht. Meiner Meinung nach benötigt heute jeder Mensch eine gewisse informatische Grundbildung, die über das reine Bedienen von Software hinausgeht.

Warum ist das so?

Wir haben in unserer Gesellschaft zur Zeit eine digitale Spaltung. Nur etwa 10 bis 15 Prozent der Menschen verstehen wirklich, was bei der Digitalisierung vor sich geht. Wir müssen uns fragen, wie viel informatische Aufklärung notwendig ist, damit wir als Menschen handlungsfähig bleiben.

Unsere Gesellschaft braucht mündige Bürger, auch mit Blick auf IT. Sonst sind wir von technischen Systemen abhängig. Die Antwort der Schulen auf diese Herausforderung kann nicht „Null“ lauten. Die jungen Leute leben und arbeiten zukünftig in einer Welt, die ganz stark durch Informations- und Kommunikationstechnologie bestimmt ist.

Bringen sich Jugendliche Computerthemen nicht ohnehin von selber bei?

Ja, aber sie entwickeln dabei häufig allerlei Vorurteile, weil sie nur unverbundene Fakten kennen. So haben zum Beispiel heute sehr viele Schüler Angst vor einer Zukunft, in der die Maschinen gewissermaßen die Welt erobern. Das lernen sie über die Medien. Sie stellen Computer, Mobiltelefone und andere Informatiksysteme so dar, als seien es Maschinen, die wirklich alles können.

Der Informatikunterricht in der Sekundarstufe könnte vermitteln, dass die von Menschen entwickelten Maschinen immer Grenzen haben und beispielsweise nicht kreativ sein können. Und das der Mensch immer die Verantwortung trägt und tragen muss.

Das wäre dann ein eher untechnisches Fach. Was ist mit Standards wie Word, Photoshop oder Acrobat?

Aktuelle Software ist eventuell nach dem Ende der Schulzeit schon wieder vom Markt verschwunden oder sieht ganz anders aus. Auch deshalb ist es nicht sinnvoll im Informatikunterricht, die Bedienung von Software zu vermitteln.

Wichtig sind dagegen informatische Grundlagen und Vorstellungen, die es ermöglichen, sich selbstständig in neue Programme einzuarbeiten. Ein Beispiel: Viele Ausbildungsbetriebe fordern für den Informatikunterricht der berufsbildenden Schulen eine Schulung in den bekannten Basisprogrammen der Berufswelt.

Damit greifen sie aber zu kurz, da sie sich primär auf Effizienzkriterien beschränken. Genau aus diesem Grund gibt es die Allgemeinbildung. Sie muss dafür sorgen, dass die Prinzipien verstanden werden, die zur Gestaltung der Werkzeuge nötig sind.

Was ist dann die Hauptaufgabe der Informatik in der Sekundarstufe?

Um es noch einmal zu betonen: Werkzeugwissen reicht nicht aus. Die Konzepte hinter allen Werkzeugen müssen erkannt werden. Es geht darum, den Kindern das Verstehen der Informatik zu ermöglichen.

Sie benötigen eine Art mentales Modell der Vorgänge in einem Informatiksystem, um sich auch bei einer völlig unbekannten Software selbst helfen zu können. Jedes Kind und jeder Jugendliche sollte die Grundlagen kennen. Wir dürfen unsere Kinder nicht ohne Allgemeinbildung in Informatik durch die Schulzeit bringen.

Wie kann das in der Schulpraxis aussehen?

Es ist besonders wichtig, ein grundlegendes Verständnis für die Abläufe in einem Informatiksystem zu entwickeln. Das kann jeder Fünftklässler ohne Probleme. Wie gesagt, es geht nicht um die Bedienung spezifischer Programme oder um Highend-Technologie. Es geht darum, anhand eines einfachen, didaktisch geeigneten Informatiksystems zu lernen, wie Programme funktionieren. Das ist im Grunde programmieren, aber eher in Anführungsstriche gesetzt.

Ist das im Rahmen der aktuellen Stundentafel denn noch zu leisten?

Eine Stunde pro Woche in den Klassen 5 bis 10 würde ausreichen. Zahlreiche Schulen haben einen solchen Unterricht bereits in Eigenregie organisiert. Dabei müssen die Lehrkräfte nicht das Rad neu erfinden. Die Gesellschaft für Informatik (GI) hat die entsprechenden Bildungsstandards bereits definiert. Auf der Website gibt es auch allerlei Werkzeuge und didaktische Hilfen, die speziell an die Arbeit in der Unter- und Mittelstufe angepasst sind. Weitere Hilfen für Lehrer gibt es an der Uni Wuppertal, alles unter einer Creative-Commons-Lizenz. Es kann deshalb für den eigenen Unterricht – ohne Copyright-Probleme – angepasst und genutzt werden.

Bildquelle: Privat

In North Rhine-Westphalia computer science is a school subject since 1969. But it’s mostly for the senior classes of the Gymnasium, the German secondary school which leads to the highest school grade called Abitur. Teachers and scientists claim computer science also for all of the junior classes in all types of schools. Prof. Dr. Ludger Humbert, teacher and expert in didactics of computer science tells “Digital Heartland” why:

“Every child needs a certain general education in computer science beyond mere software handling. Just knowing some tools is not enough. Our children need to be aware of the technical concepts of computing. Main duty of education in computer science at school is to enable understanding of technology. Our society needs responsible and educated citizens in information technology as well. The alternative is dependancy on machines.”

Ausflug ins Zwischenreich – Bücher in Digitalien

Buchbranche und Digitalkultur, das ist keine Liebesbeziehung. Es gibt da ein großes Unverständnis für die Entwicklung der letzten Jahre. Die viel zitierte digitale Kluft wird hier manchmal überdeutlich, wie das folgende Zitat zeigt. Es ist echt, wirkt aber wie vom Postillon geklaut: „Man schaut sich die Dinge an, probiert sie aus, entscheidet sich und geht dann nach Hause und bestellt am Computer. […] Es ist kaum übertrieben, wenn man dieses Verhalten als eine Art Diebstahl betrachtet.“

Das klingt wie Realsatire, ist aber von einem waschechten Verleger alter Schule. Er beschimpfe lieber seine Kunden, als unternehmerisch zu denken, urteilt Verlagsberater Leander Wattig in seinem Blog. Aber was genau meint der Verleger, wenn er von Diebstahl redet? Es geht ihm um den von vielen Händlern gefürchteten Showrooming-Effekt: Im Geschäft gucken und beraten lassen, aber online und möglichst noch vor Ort mit dem Smartphone kaufen.

Ein Blick in die USA ist hilfreich, denn dort wird Showrooming schon viel länger diskutiert. Keine Panik, meint das US- Fachblog eConsultancy, denn es kann leicht bekämpft werden. Händler sollten die Digitalisierung freudig umarmen, zum Beispiel mit einer eigenen App, gut sichtbaren QR-Codes für den App-Download, iPads für die Produktinformation, kostenlosem WiFi und einer Präsenz auf Facebook. Das funktioniert für viele Branchen recht gut und es würde auch im Buchhandel funktionieren – Aufgeschlossenheit für neue Ideen vorausgesetzt.

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Die Digitalisierung freudig umarmen, das macht die Solingerin Stefanie Leo jeden Tag. Sie ist die Gründerin und Chefin der Bücherkinder. Sie ist die Erfinderin der Wohnzimmerlesung, die von ihrem privaten Wohnzimmer aus ins Internet gestreamt wird. Sie bloggt, twittert und facebookt über ihre Erfahrungen mit Kindern, Büchern und dem Internet.

Außerdem ist sie außerhalb des Internets aktiv: Sie schreibt für die Fachzeitschrift Eselsohr, bietet Kinderbuch-Ausstellungen in Kitas im Rheinland an, berät Schulbibliotheken bei der Anschaffung neuer Bücher und hält Vorträge. Kurz: Stefanie Leo ist für die Sache der Kinderbücher ein Nachrichtendrehkreuz in Person.

Der Beginn von all dem waren Bilderbücher für ganz junge Kinder, nämlich die von Stefanie Leo. Sie hatte die Erfahrung gemacht, das gute Kinderbücher zum Vorlesen und Anschauen schwer zu finden sind. Zwar funktioniert der Buchmarkt wie eine gut geölte Maschine. die jedes Jahr 100.000 Neuerscheinungen ausspuckt – davon hunderte Kinder- und Jugendbücher. Aber im Unterschied zu „Erwachsenenbüchern“ gibt es keinen Feuilletonbetrieb, der wenigstens ein paar Schneisen in dieses Dickicht schlägt.

Ein Medium, in dem Eltern bewährte Bilderbücher finden, das wäre doch was, dachte die Solingerin. Und was ist im 21. Jahrhundert ein Medium, das jeder einfach so nutzen kann? Das Internet. Also mietete Stefanie Leo anno 2002 Webspace, um anderen Eltern die bei ihren drei Kindern beliebten Bücher vorzustellen.

Der Rest ist Geschichte, aus dem spontan aufgebauten Angebot wurde völlig ungeplant viel mehr. Inzwischen gibt es eine Redaktion aus 50 Kindern und Jugendlichen, die Bücher erst lesen und dann bewerten. So entstanden bis heute etwa 4.500 Buchbesprechungen. Das sind längst nicht mehr nur Bilderbücher, sondern Erzählungen, Sachbücher und Romane für alle Altersstufen.

Darüber hinaus nutzt Stefanie Leo Facebook und Twitter, um Leute und Dienstleister in der Kinderbuchszene miteinander zu vernetzen. So ist nach und nach ein Ökosystem entstanden, das aus Fans der Bücherkinder, Facebook-Freunden, Realwelt-Kontakten in Verlagen, Buchhandlungen und Bibliotheken besteht.

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Aus den Erfahrungen von Stefanie Leo zeigt sich: Facebook und Twitter eignen sich als „Soziales Graswurzelnetzwerk“, um ohne großen Aufwand Werbung für ein Nischenthema zu machen. Der Bekanntheitsgrad der Bücherkinder und der Lesungen steigt langsam, aber stetig an – wem sie einmal aufgefallen sind, der empfiehlt sie gerne weiter.

Mit tausenden Besuchern ihrer Bücherkinder-Website, über 2.200 Twitter-Followern und gut 3.100 Facebook-Fans hat sie eine gut funktionierende Schnittstelle zwischen Büchern und Internet aufgebaut. Diese Verbindung zwischen analog und digital will bei vielen Verlagen und Buchhandlungen nicht so recht in die Gänge kommen. Stefanie Leo gelingt sie scheinbar mühelos.

Das liegt sicher an ihrer verbindlich-freundlichen Art, ihrer Fähigkeit zum Gespräch und ihrem Interesse an Büchern und an Menschen. Es liegt aber vielleicht auch an der Idee der Empfehlungen. Das ist so etwas der Kern der Bemühungen von Stefanie Leo. Kinder empfehlen anderen Kindern Bücher, Bücherleute empfehlen den besten Umgang mit sozialen Medien, Eltern empfehlen Links zu interessanten Websites rund um Kinderbücher.

Der lokale Buchhandel hat schon immer auf Empfehlung und Beratung gesetzt. Der Schritt ins Internet ist naheliegend. Durch die mehrseitige Kommunikation in Blogs oder sozialen Netzwerken lässt sich die buchhändlerische Empfehlung leicht digital nachbilden. Und sie lässt sich durch den Aufbau einer Fangemeinde abstützen. Dadurch entsteht ein Zwischenreich, das den klassischen Buchhandel und die neuen Möglichkeiten des Internets vereint.

Doch viele Buchhändler, aber auch Verlage verhalten sich eher abwartend. „Die Buchbranche befindet sich in einem enormen Umbruch durch E-Books, E-Commerce und viele andere Dinge,“ sagt Stefanie Leo. „Ich stehe da mittendrin. Es ist eine sehr spannende Zeit.“ Die ausgebildete Schriftsetzerin blickt von außen auf die Branche. Dort entdeckt sie viel Nachholbedarf: „Die Schuld an Problemen wird gerne bei anderen gesucht, auch beim bösen Kunden, der zu Amazon geht. Es wird nicht gefragt: Was können wir tun?“

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„Eine Redaktion aus 50 Kindern und Jugendlichen macht viel Arbeit“, meint Stefanie Leo. „Ich kann aber vieles über soziale Medien organisieren. Die Redaktion koordiniere ich zum Beispiel über eine geschlossene Facebook-Gruppe.“ Nur für den Versand der ausgewählten Titel ist immer noch die Büchersendung der Post wichtig, der teure Teil der Aufgaben bei den Bücherkindern. Einnahmen erzielt sie unter anderem mit Verlagswerbung und Amazon-Links – zu wenig, wie sie findet.

„Kinderbuchempfehlungen sind leider kein besonders gutes Geschäftsmodell.“ Oft herrsche die Meinung vor, es sei ja für die Kultur und die Kinder, da könne man kein Geld verlangen, erzählt sie von ihren Erfahrungen. Die Umsätze aus ihrer Website sind zu gering, um als alleiniges Familieneinkommen auszureichen. Allerdings: „Ich habe hier das ideale Arbeitsmodell für eine Mutter“, findet Stefanie Leo.

„Im übrigen sind die zahlreichen Kontakte, die ich über meine Website, Facebook und Twitter bekomme, unbezahlbar.“ Sie ermöglichen ihr auch Seminare und Vorträge im Bereich Social Media für Buchhandlungen. Dies führt dann zu weiteren Bekanntschaften. Durch die gestiegene Aufmerksamkeit ist es ihr unter anderem gelungen, für die Bücherkinder den avj-Medienpreis zu gewinnen. „Der hat mir wieder viele neue Kontakte ermöglicht und zahlreiche Türen geöffnet.“

Das Geschäftsmodell von Stefanie Leo setzt auf fleißiges Netzwerken, aus dem sich Honorare oder Anzeigenkunden ergeben. „Sicher könnte ich mehr machen“, sagt sie. „Mehr Vorträge und Seminare halten, mehr herumreisen. Aber das verträgt sich nicht mit meinem Hauptberuf als dreifache Mutter. Da bin ich bewusst altmodisch. Aber trotzdem: Ich mache, was ich liebe.“ Und wer kann das schon von sich sagen.

Bildquelle: Wilhelmine Wulff  / pixelio.de

Der Wind über den Wäldern

nrw-windkraftIn Nordrhein-Westfalen gehören Windparks inzwischen zum allgemeinen Landschaftsbild: Gut 3180 Megawatt Strom werden damit an windreichen Tagen erzeugt. Das klingt nach viel, reicht aber nicht an die Leistung klassischer Kraftwerke im Rheinland heran. So hat zum Beispiel das Braunkohlekraftwerk Neurath bei Grevenbroich gute 4400 Megawatt Kapazität.

Der Vergleich ist ein wenig fies, denn Neurath ist das zweitgrößte Kraftwerk seines Typs in Europa. Besser wäre ein Vergleich mit dem Flächen- und Flachland Niedersachsen. Hier werden im Idealfall – sturmfest und erdverwachsen – sagenhafte 7337 Megawatt erzeugt. Der Abstand zwischen den beiden Ländern spiegelt ein wenig die Geografie wieder, im Rheinland beginnt das nordeuropäische Tiefland zwar, doch Niedersachsen liegt größtenteils mittendrin.

Allerdings: Eine Studie des Fraunhofer-Instituts für Windenergie und Energiesystemtechnik (IWES) ergab, dass die Ausbeutung der Windkraft innerhalb Deutschlands nicht einmal ansatzweise ausgereizt ist. Theoretisch ließen sich 13,8 Prozent der Flächen in Deutschland für Windenergie nutzen – ohne Probleme mit Natur- und Lärmschutz. Auch wenn es ein wenig nach Milchmädchen klingt: Die höchstmögliche Kapazität dieser Anlagen läge bei 1190 Gigawatt und der Ertrag bei 2,9 Millionen Gigawattstunden Strom.

Zum Vergleich: Die erreichbare Strommenge wäre fünfmal so groß wie der Stromverbrauch 2012. Klingt phantastisch und ist es auch, denn vermutlich würde bei Verwirklichung des Szenarios ein Aufstand der Wutbürger folgen – Stichwort „Verspargelung der Landschaft“. Die Studie ist also weniger als Handlungsanweisung, denn als dringende Mahnung zu verstehen. Bislang setzen viele Windenergiebefürworter in der Politik ja auf die scheinbar unproblematischen (weil bürgerfernen) Offshore-Anlagen weit, weit draußen auf See.

Da die Küstenzonen in NRW sich auf die Ränder einiger größerer Talsperren beschränken, setzt das Land seit ein paar Jahren auf den Ausbau der Onshore-Windparks. Speziell für NRW gibt es eine Studie, in der die Möglichkeiten etwas genauer ausgelotet werden. Sie zeigt eine ähnliche Tendenz wie die Fraunhofer-Studie: Machbar sind hier pro Jahr 71 Terawattstunden, etwa das Doppelte des privaten Stromverbrauchs in NRW. Das entspricht Windparks mit gut 30 Gigawatt Leistung auf etwa 3,3 Prozent der Landesfläche.

anteil-ee-stromDie Landesregierung möchte sogar noch weiter gehen. O-Ton aus dem Umweltministerium: „Um die Ausbauziele bei der Windenergie zu erreichen, müssen auch auf Waldflächen neue Vorranggebiete erschlossen werden. Der Grundstein für eine intensivere Nutzung ist bereits gelegt: Die technische Entwicklung hat neue Anlagentypen hervorgebracht, die mit Nabenhöhen von mehr als 100 Metern Höhe auch die turbulenzarmen Zonen über den Baumkronen unserer Wälder nutzen können.“

NRW hat nach Ansicht von Politik und Verwaltung mehr als genug grundsätzlich geeigneter Waldflächen, nämlich die etwa 348.000 Hektar Nadelwald außerhalb von Schutzgebieten – der klassische Nutzwald für die Herstellung von Papier, Bau-, Möbel- oder Brennholz. Das Ministerium geht davon aus, dass sich (nur) etwa drei Prozent dieses Bestandes wirklich eignen, so dass eine Anlagenleistung von wenigstens 6200 Megawatt darauf aufgebaut werden kann – gut zweimal so viel wie aktuelle Gesamtleistung im Land.

Bildquelle: Erich Westendarp / pixelio.de
Karte: Bundesumweltamt, eigene Bearbeitung
Diagramm: Bundesumweltamt

Wind energy is a big thing in Germany and also in North Rhine-Westphalia. 3180 megawatts are installed and the region ranks fourth in whole Germany. The countries secretary for the environment, Johannes Remmel, would like to push it to the front. His staff has compiled a survey of all areas that qualify for wind turbines. The result: 3,3 per cent of the countries land area can be used for a power capacity of 30 gigawatts. If some woodland is also used the result will be 36 gigawatts or more.